Wie warst du in die vergangenen feministischen Streiks involviert?

BG Ich habe 1991 aktiv teilgenommen, war in Wil auf der Strasse und an einem Frauenstadtrundgang. Selbst musste ich frühmorgens noch im Jugendheim die Morgenschicht abdecken, hatte einen «Bummelstreik» gemacht, das heisst, die Jugendlichen mussten sich ihr Frühstück selbst zubereiten. 2019 war ich in Bern auf
dem Bundesplatz und mit einer sichtbaren Präsenz im Bundeshaus. Später am Tag bin ich an der Demo in St.Gallen mitgelaufen und auch aufgetreten. Im Streikkollektiv in St.Gallen war ich teilweise bei den Vorarbeiten mit dabei. 

EK Der 14. Juni 2019 war ein sehr wichtiger Tag. Für mich haben die Vorbereitungen über ein Jahr davor begonnen. Insbesondere in den sechs Monaten vor dem feministischen Streik habe ich mich in lokalen Kollektiven bei den Vorbereitungen beteiligt, aber auch an meinem Arbeitsplatz im Bundesamt für Statistik. Wir haben dort ein wunderbares Kollektiv gegründet und bereits um
den 8. März herum mit den ersten Aktionen begonnen. Für den 14. Juni 2019 wurde dann ein vielfältiges Programm mit einem Chor, Workshops, Ausstellungen, Übergabe von Forderungen und ein Picknick am Mittag zusammengestellt.

HW Ich bin 2018 in die Schweiz gezogen und habe schnell von der Mobilisierung für einen landesweiten feministischen Streik erfahren. Involviert war ich darin aber weniger, da es mit meiner damaligen Lebenssituation schwierig zu vereinbaren war. Am eigentlichen Streiktag, am 14. Juni 2019, habe ich mit meinem 2-jährigen Sohn
Plakate gemalt und bin mit Freund:innen an die grosse Demonstration in Zürich gegangen. Ich war schon auf vielen Demonstrationen, aber an diese erinnere ich mich besonders gerne. Hundertausende Teilnehmende, unglaublich gute Stimmung, grenzenlose Solidarität… ich hatte das erste Mal das Gefühl, wirklich etwas bewegen zu können. Eine unvergessliche Erfahrung!


Wie nimmst du den feministischen Streik heute wahr?

EK Leider braucht es auch heute noch einen feministischen Streik, da sich seit dem Streik 2019 nicht genug bewegt hat. Besonders enttäuscht bin ich von den Rentenreformen. De facto waren dies Rentenkürzungen, dabei wäre eine gute Altersvorsorge so unglaublich wichtig, damit alle, auch im höheren Alter, den Lebensunterhalt finanzieren und ein Leben in Würde leben können.

HW Das es immer noch Menschen braucht, die auf die Strasse gehen und vehement für Gleichberechtigung und Chancengleichheit einstehen, ist keine Frage. Zwar ist
seit dem letzten grossen Streik 2019 einiges ins Rollen gekommen. Doch anderes bleibt blockiert oder wurde noch schlimmer (Stichwort: AHV-Reform). Viele Verbände, Gewerkschaften und Vereine sprechen mittlerweile nur noch vom «feministischen Streik» und gestalten inklusivere Forderungskataloge. Dies ist eine Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen. Themen wie bessere Löhne, höhere Renten, Entlastung bei der Care-Arbeit, Anerkennung von unbezahlter Arbeit und ein effektiver Schutz vor Gewalt und Diskriminierung sind nach wie vor von grosser Bedeutung.

BG Die Bewegung ist vielfältiger geworden. Das ist einerseits eine Stärke, aber auch eine Herausforderung, eine starke Präsenz zu erreichen. Insbesondere die ökonomische Gleichstellung ist heute nach wie vor noch nicht erreicht.

 

Wie beurteilst du die Rolle des PVB?

HW Am 14. Juni 2023 werde ich zusammen mit dem PVB auf der Polyterrasse der ETH Zürich über den feministischen Streik aufklären und zu den Forderungen des Streiks sensibilisieren. Es ist enorm wichtig, als Personalverband an solch einem relevanten gesellschaftlichen Ereignis «Flagge zu zeigen».

EK Der PVB hat eine inspirierende und unterstützende Rolle. Einerseits gibt der PVB uns Ideen, was wir am 14. Juni am Arbeitsplatz machen könnten. Anderseits
versorgt er uns mit Ratschlägen oder auch Material, wenn wir es brauchen.

BG Ich finde es sehr stark, wie sich beim PVB eine Bewegung für den feministischen Streik entwickelt hat und die Gruppen verschiedene Aktionen durchführen.

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