Frauenstreik am 14. Juni 2019

DARUM BIN ICH AM 14. JUNI 2019 AM FRAUEN*STREIK AKTIV DABEI

Ich erinnere mich noch gut an den 14. Juni 1991. Als junge Frau habe ich mich am Frauenstreik beteiligt. Frühmorgens vollzog ich an meiner Stelle im Jugendheim einen Bummelstreik, mittags und abends war ich an Frauenveranstaltungen in meinem Wohnort dabei. Der Frauenstreik hatte mich motiviert, mich aktiv in der Politik zu engagieren und ich habe im Folgejahr meinen ersten Wahlkampf geführt. Seither ist zwar einiges gegangen. In Sachen Gleichstellung konnten wir Verbesserungen erreichen: Die Mutterschaftsversicherung wurde erkämpft und erfolgreich eingeführt. Es gibt mittlerweile gute Tagesstrukturen in den Schulen und zunehmend mehr Krippenplätze für Kinder. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird mit verschiedenen Mitteln gefördert. Firmen sind dabei das Potenzial von Teilzeitarbeit, auf allen Stufen zu erkennen. Die starren Rollenbilder werden nach und nach aufgebrochen.

Und dennoch sind wir auch 38 Jahre nach der Verankerung von gleichen Rechten für Mann und Frau in der Verfassung von echter Gleichstellung zu weit entfernt. Gravierend ist die ökonomische Ungleichheit. Frauen verdienen immer noch durchschnittlich 18.3% weniger als die Männer. Das Erwerbseinkommen der Frauen ist um 108 Milliarden Franken tiefer als das der Männer. Zwei Drittel der unbezahlten Sorgearbeit wird von den Frauen geleistet. Die Frauenlöhne sind viel zu tief und im Alter geht es vielen Frauen schlechter, weil sie viel zu kleine Renten aus der 2. Säule haben. Frauen werden immer wieder respektlos behandelt und erleiden Gewalt.

Das muss sich ändern. Darum bin ich am 14. Juni 2019 am Frauen*streik aktiv dabei. Gemeinsam engagieren wir uns für bessere Rahmenbedingungen und mehr Gleichstellung. Und die Männer sind aufgerufen uns dabei zu unterstützen. Denn schlussendlich ist Gleichstellung eine Sache aller Geschlechter.


AKTIONSIDEEN FÜR DEN 14. JUNI

Der 14. Juni steht vor der Tür. An diesem Tag werden wir streiken, protestieren, demonstrieren und unseren Forderungen Gehör verschaffen. Wie? Da gibt’s Tausende Möglichkeiten. Zur Inspiration was ihr an eurem Arbeitsplatz alles machen könnt, wenn ihr ihm nicht den ganzen Tag fernbleibt (und auch dann), haben wir ein paar Ideen zusammengestellt.

  • Poster am Arbeitsplatz aufhängen: Wir hängen ein Frauenstreikplakat im Teamzimmer, Sitzungszimmer, Lehrerinnenzimmmer oder Pausenzimmer auf. Wir können darauf unsere Forderungen schreiben, unsere Kolleginnen zur Frauenstreikkaffeepause um 11 Uhr einladen, oder alle, die den Frauenstreik gut finden können darauf unterschreiben. So setzen wir ein Zeichen und lösen interessante Gespräche aus.
  • Wir machen verlängerte Pausen und ruhen uns auf Liegestühlen aus: Ob zusammen Pause machen und sich unter Kolleginnen austauschen, oder abwechslungsweise damit die Liegestühle immer besetzt sind, wir machen demonstrativ Pause. So ruhen wir uns aus und machen Passantinnen auf den Frauenstreik aufmerksam. Wir können auch mit Schildern auf unsere Streikforderungen hinweisen.
  • Um 11 Uhr machen wir uns mit einer gemeinsamen Aktion bemerkbar: Wir können draussen oder drinnen Lärm machen, Frauenstreikforderungen vorlesen, einen Flashmob machen, ein Streiklied singen oder die Musik aufdrehen.
  • Wir schreiben tolle Abwesenheitsmeldungen: Ob wir nun die Arbeit ganz niederlegen oder nicht, alle die uns an diesem Tag eine E-Mail schreiben, sollen wissen, dass Frauenstreik ist. Ob Forderungen, Streikgründe, oder die Aufforderung mit an eine Demo zu kommen mit den dazugehörigen Informationen, frau schreibt was frau will.
  • Wir lassen das Streikradio laufen: Wir hören an diesem Tag Streikradio.
  • Wir hängen einen Forderungskatalog im WC auf: So gibt es für alle eine interessante Lektüre, der keiner entwischen kann.
  • Wir drücken Kollegen und Kolleginnen einen Flyer in die Hand und fragen sie nach ihren Forderungen: So können wir uns über unsere verschiedenen Arbeits- und Lebensbedingungen austauschen und bauen an einer Solidarität.
  • Wir setzen violette Farbakzente: Ob Ganzkörperanzug, T-Shirt, Foulard, Buttons oder violette Nägel, Hauptsache wir zeigen Farbe! So können wir visuell auf den Frauenstreik aufmerksam machen und Mitstreiterinnen einfach erkennen.
  • Wir essen gemeinsam in einer Streikküche: Wir gehen zu einem Picknick oder essen feines Essen, das für uns von einer Streikküche zum Zmittag gekocht wird. So werden wir auch streikend satt und tanken Energie für die Demos am Nachmittag oder am Abend. SGB/Anne Fritz

AUCH IM PARLAMENT!

Barbara Gysi, die Präsidentin des PVB hat am internationalen Frauentag zwei Vorstösse eingereicht (Link auf Vorstösse).

Es sollen die Prozesse bei Mobbing und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz auch bei der Bundesverwaltung verbessert werden: Aktuell führen die empfohlenen Prozesse bei Mobbing dazu, dass sich viele Betroffene dagegen entscheiden eine Mobbinganschuldigung zu äussern. Das kann zu Langzeiterkrankungen führen oder auch, dass toxische und dysfunktionale Verhältnisse am Arbeitsplatz längerfristig funktionieren können. Ähnliche Schwierigkeiten gibt es auch bei Fällen sexueller Belästigung und Diskriminierung. Es braucht eine Überarbeitung der Prozesse und einen verbesserten Schutz der Betroffenen.

Zudem sollen die Bedingungen für die Vereinbarkeit verbessert werden: Die Vereinbarkeit von Beruf und Betreuungsaufgaben ist ein wichtiges Thema, weil nicht nur Mitarbeitende mit kleinen Kindern, sondern auch solche mit pflegebedürftigen älteren oder kranken Familienangehörigen stark gefordert sind. Privatwirtschaftliche Unternehmen nutzen heute die technologischen Möglichkeiten, damit die Mitarbeitenden Ort und Zeitpunkt ihrer Arbeit in hohem Mass mitbestimmen können. Ihre Bedürfnisse werden gezielt abgefragt, um möglichst praxisnah innovative Modelle der Vereinbarkeit zu definieren.

Die Antworten der Bundesverwaltung liegen mittlerweile vor und machen deutlich, dass noch einiges an Handlungspotential vorhanden ist.

 

 

«Ich streike am 14. Juni, weil Frauen* noch immer in vielen Lebensbereichen diskriminiert werden.   Statistiken zeigen, dass Frauen* in wichtigen Positionen untervertreten, zu häufig häuslicher Gewalt ausgesetzt sind und beim Lohn diskriminiert werden. Als Bundesangestellte bin ich zwar in einer privilegierten Situation, trotzdem ist es mir wichtig, dass wir bei uns für Verbesserungen kämpfen und solche bewirke. Zusätzlich solidarisiere ich mich auch mit Frauen*, die weniger Möglichkeiten haben, sich für ihre Rechte einzusetzen.»
Elisabeth
* Der * hinter Frauen meint alle Personen, die sich als Frau definieren und/oder von Zuschreibungen als weiblich* betroffen sind. Diese Schreibweise zeigt ausserdem auf, dass Geschlecht eine soziale (konstruierte) Kategorie ist.

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