15.12.2022 - Kreuzinterview zwischen Bundesrat Ueli Maurer...

Es braucht intensive Kontakte und ein gegenseitiges Verständnis für die Rolle des Dialogpartners

Im Rahmen der Sozialpartnerschaft stehen Sie in regelmässigem Kontakt mit Vertreter:innen von Personalverbänden und Gewerkschaften. Welche Bedeutung messen Sie diesen Kontakten bei? Wo liegen ihre Grenzen?

Diese Kontakte sind ausserordentlich wertvoll. Ich schätze den Austausch mit den Verbänden sehr. Die Grenzen liegen eher in den unterschiedlichen Rollen und Aufgaben, als im Kontakt. Gerade deshalb ist ein enger Austausch wichtig, um gute und breitabgestützte Lösungen zu finden.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Arbeitswelt als Personalchef eines der grössten Arbeitgeber der Schweiz? Welche Verantwortung trägt der Arbeitgeber?

Der Wettbewerb um die besten Talente wird immer stärker. Hier ist die Verwaltung ebenfalls gefordert. Wir haben eine gute Ausgangslage, weil wir eine verlässliche, gute Arbeitgeberin mit attraktiven Arbeitsbedingungen sind. Man arbeitet gerne beim Bund und das wird auch in Zukunft einer unserer Trümpfe sein.

Die Welt der Wirtschaft verändert sich sehr schnell. Die Sozialpartnerschaft ist in der Schweiz seit 1911 gesetzlich verankert. Der Dialog mit Personalverbänden und Gewerkschaften ist nach wie vor ein integraler Bestandteil der Schweizer Wirtschaft. Wie sehen Sie die Zukunft dieser Beziehungen, mit welchem Verbesserungspotenzial?

Sozialpartner und Arbeitgeber leben in der gleichen Welt und haben damit letztlich das gleiche Ziel, nämlich für die Stabilität zu sorgen. Die traditionelle Partnerschaft kann so weitergeführt werden. Ich glaube nicht, dass es viel zu verbessern gibt, aber es braucht weiterhin intensive Kontakte und ein gegenseitiges Verständnis für die Rolle des Dialogpartners.

Ihre Amtszeit endet in wenigen Wochen. Haben Sie eine Anekdote oder ein Erlebnis, das Sie im Zusammenhang mit Ihren Beziehungen zu den Bundesangestellten erzählen können?

Eine eigentliche Anekdote nicht, aber ich habe die Kontakte als sehr entspannt wahrgenommen, auch wenn wir um Lösungen gerungen haben. Wir haben durchaus auch Platz gefunden für Humor und den persönlichen Austausch über die eigentlichen Sitzungen hinaus.

... und Nationalrätin und PVB-Präsidentin Barbara Gysi

Gute Sozialpartnerschaft bringt der Wirtschaft und der Gesellschaft auch Stabilität und Arbeitsfrieden

Wie beurteilst du als Präsidentin des PVB die Sozialpartnerschaft mit der Bundesverwaltung? Wo liegen die Grenzen dieser Sozialpartnerschaft?

Die Bundesverwaltung nimmt die Sozialpartnerschaft im Grundsatz ernst und anerkennt den PVB als Verband an. Die Zusammenarbeit ist geprägt von Fairness und gegenseitigem Respekt. Die gesetzlichen Grundlagen werden grundsätzlich eingehalten. Es gibt jedoch auch Themen bei denen wir als uns Sozialpartner oft als Bittsteller fühlen und der Bund unilateral Entscheidungen trifft, und dabei den Dialog mit den Sozialpartnern vernachlässigt. Auch wird die Sozialpartnerschaft in den Departementen unterschiedlich gelebt. Im Gegensatz zu Sozialpartnerschaften mit Gesamtarbeitsverträgen bieten solche mit gesetzlichen Grundlagen weniger Spielraum und die Schwerpunkte in der Sozialpartnerschaft setzen sich anders zusammen.

Wie geht der Bund als Arbeitgeber mit dem Wandel der Arbeitswelt um und wie beurteilst du dies?

Der Bund nimmt die Veränderungen auf und versucht sich als moderner Arbeitgeber zu positionieren. Die Pandemie hat hier mit Sicherheit geholfen und den Trend beschleunigt. Trends in Sachen Work 4.0 werden aufgenommen und es wird versucht, diese für die Verwaltung zu übersetzen. Angesichts der Tatsache, dass es in den nächsten 10 Jahren eine grosse Pensionierungswelle geben wird, handelt der Bund richtig. Die Bedürfnisse von jungen und weiblichen Arbeitnehmenden haben sich stark verändert. Wichtig ist, dass die Bedürfnisse der Angestellten aufgenommen werden und der Umbau nicht auf ihrem Rücken passiert.

Weshalb ist Sozialpartnerschaft so wichtig, was bringt sie der Wirtschaft und was könnte aus deiner Sicht verbessert werden?

Gute Arbeitsbedingungen und soziale Errungenschaften fallen nicht vom Himmel und müssen erkämpft und verteidigt werden. Verbunden mit einem hohem Organisationsgrad garantiert dies auch eine starke Rolle der Gewerkschaften und Verbänden in der Sozialpartnerschaft. Gute Sozialpartnerschaft bringt der Wirtschaft und der Gesellschaft auch Stabilität und Arbeitsfrieden. Grundsätzlich muss die Sozialpartnerschaft verbreitert werden, weil sie längst nicht in allen Branchen verankert ist. Zudem müssen immer wieder Angriffe auf die Sozialpartnerschaft abgewehrt werden.

Hast du am Ende des Jahres als PVB-Präsidentin eine Botschaft für die Bundesangestellten?

Ich möchte mich bei allen Angestellten des Bundes, der bundesnahen Betriebe und der ETH für ihre wertvolle und ausgezeichnete Arbeit bedanken, die sie tagtäglich zu Gunsten von uns allen leisten.
Weiter würde ich mich freuen, wenn wir beim PVB neue Mitglieder begrüssen dürfen, denn auch beim Bund, der bundesnahen Betriebe und der ETH sind wir nur zusammen stark.

Zu guter Letzt wünsche ich allen besinnliche und erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr

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