Budgetkürzungen und Verschlechterungen bei den Arbeitsbedingungen belasten das Personal des Bundes, aber auch der bundesnahen Betrieben und des ETH-Bereichs. Die Verunsicherung ist gross und es ist unklar, wie die Vorgaben umgesetzt werden. Einzelne Bundesstellen sind besonders stark betroffen. Das drückt massiv auf die Stimmung und führt zu zusätzlichen (Krankheits-)Ausfällen, die beim Bund höher ausfallen als im Durchschnitt der Gesamtwirtschaft.
Betriebliches Gesundheitsmanagement darf kein Lippenbekenntnis sein, sondern ist eine Pflicht des Arbeitgebers.
Doch nicht nur der Abbau verunsichert die Mitarbeitenden. Einzelne Ämter sind aufgrund schlechter Führung und gescheiterter Transformationsprozessen seit längerem enorm belastet. Immer wieder kommt es auch zu Mobbing und anderen negativen Vorfällen. Viele Betroffene fühlen sich nicht gehört, nicht ernst genommen. Das alles bereitet mir grosse Sorgen, als Präsidentin des PVB, als Präsidentin der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit und, nicht zuletzt, als Bürgerin unseres Landes.
Betriebliches Gesundheitsmanagement darf kein Lippenbekenntnis sein, sondern ist eine Pflicht des Arbeitgebers. Der Bund engagiert sich für Kampagnen, die genau dies fördern, und überprüft die Mittelverwendung der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. Darüber wird auch jährlich in der Gesundheitskommission Bericht erstattet. Doch beim eigenen Personal hört das Engagement dann schnell auf. Das geht gar nicht.
Seit rund fünf Jahren jagt eine Krise die andere und das Personal leistet unermesslich viel. Die Bewältigung der Covid-Pandemie, der Flüchtlingskrise, der Credit Suisse Krise und den weltweiten Bedrohungen, überall war und ist die Bundesverwaltung aktiv und gefordert. Diese Zusatz-Efforts, die immer wieder nötig wurden und werden, belasten und wurden vom Personal meist bravourös geleistet. Und doch zu wenig wahrgenommen und zu wenig wertgeschätzt. Die Resilienz in der Bundesverwaltung ist hoch, doch sie ist fragil.
Resilienz entsteht nicht einfach von selbst. Das weiss ich als Sozialarbeiterin, die oft mit Menschen in Krisensituationen zu tun hatte. Das lesen wir auch im Interview mit Daniel Müller. Wir müssen dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen und das Arbeitsumfeld stimmen. Vieles, was wir im Interview lesen, sind nichts anderes als Grundsätze einer guten und verantwortungsvollen Führung: aktives Zuhören, offene Feedbackkultur, Sicherheit vermitteln. Doch die Führungskultur wird in vielen Bereichen erschreckend schlecht beurteilt und das Vertrauen in die Führungspersonen ist nicht (mehr) vorhanden.
All das leidet derzeit massiv. Doch weder Parlament noch Bundesrat scheinen das wirklich wahrnehmen zu wollen. Wenn die Verunsicherung durch den Abbau überhandnimmt, dann sind die Sicherheit und die Leistungserbringung gefährdet und das ist gefährlich. Zu gegenwärtig sind die scheinbar finanzpolitisch zwingenden Vorgaben. Dabei ginge es anders. Die Abschlüsse sind immer besser als budgetiert, wichtige Investitionen in die Sicherheit könnten der Not gehorchend aus ausserhalb der «heiligen» Schuldenbremse finanziert werden. Denn unser Staatshaushalt könnte das durchaus verkraften.
Barbara Gysi, Nationalrätin und Präsidentin des PVB